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Das Kniegelenk verbindet die beiden längsten Knochen (Femur und Tibia) und wird von allen Gelenken des menschlichen Körpers am stärksten beansprucht.
In seiner Form ist es eines der kompliziertesten Gelenke. Da dem Kniegelenk eine knöcherne Führung weitgehend fehlt, kann eine uneingeschränkte Funktion nur dann erreicht werden, wenn sich aktive und passive Stabilisatoren (also Muskeln einerseits und Bänder, Menisken und Gelenkkapsel andererseits) gegenseitig optimal ergänzen und schützen.
Die wichtigsten Stabilisatoren sind das vordere und das hintere Kreuzband, wobei das vordere Kreuzband eine Verschiebung des Unterschenkels (Tibia) nach vorne und das hintere Kreuzband ein Abgleiten des Oberschenkels (Femur) nach hinten verhindert.
Als seitliche Stabilisatoren dienen das Innen- und das Außenband.
Innen- und Außenmeniskus verbessern die Kongruenz des Kniegelenks. Sie passen die asymmetrischen Gelenkflächen aneinander an und verringern den Druck auf den Knorpel, weil sie die Oberfläche vergrößern und für ein perfektes Gleiten des Oberschenkelknochens auf dem Unterschenkelknochen sorgen. Dieser Gleitvorgang funktioniert allerdings nur dann problemlos, wenn der Knorpelüberzug an Ober- und Unterschenkel intakt ist und die Gelenkschleimhaut genügend Gelenksflüssigkeit produziert.
Größere Gewalteinwirkung, z.B. bei Sportunfällen kann zur Verletzung des Kapsel-Band-Apparates, des Innen- und Außenmeniskus oder gar des Knorpels führen.
Beschwerden bei jüngeren Patienten werden in der Regel durch Schäden der Menisken und Bänder verursacht, wogegen im Alter häufiger der Knorpelverschleiß (Arthrose) Ursache der Schmerzen darstellt.

Diagnostik
Die Anamnese (Befragung des Patienten) gibt wichtige Hinweise für die Ursache der Gelenkschmerzen. Die Schilderung des Unfallhergangs verrät in der Regel, welche Gelenkstrukturen verletzt sein könnten. Dazu kommt die klinische Untersuchung, die Überprüfung des Bewegungsausmaßes, der Schmerzpunkt, etwaige Schwellung oder Hämatome.
Das Röntgenbild des Kniegelenks, das zwar keine Kapsel-Band-Strukturen zeigt, jedoch knöcherne Verletzungen oder degenerative Veränderungen aufzeigt, rundet die Grunduntersuchung des Kniegelenkes ab. Die exakte Diagnostik von Kniegelenksbeschwerden oder -verletzungen ist nur mittels Kernspintomografie zu erreichen. Hier zeigen sich auch kleinste anatomische Strukturen. Es kann genau festgestellt werden, wo frische Verletzungen oder degenerative Veränderungen vorliegen.
Nur die Kernspintomographie erlaubt eine fast 100-%ige Diagnostik der vorderen Kreuzbandruptur und der sehr schwer zu diagnostizierenden Knorpelverletzung.

Therapie
Nach einer intensiven komplette Diagnostik des Kniegelenks (klinische Untersuchung, Röntgen, evtl. Kernspintomografie) erfolgt die Theerapie. Leichte Verletzungen, z. B. eine Teilruptur des Innenbandes oder Kapselverletzung oder eine Kontusion mit Einblutung in den Streck- oder Beugeapparat, können mit einer konservativen Therapie behandelt werden. Dies bedeutet, dass das Kniegelenk teilweise entlastet und mit einer Orthese (Schiene, eingeschränkte Beweglichkeit) versorgt wird. Bei Innenbandverletzungen limitiert man in den ersten Wochen die Beweglichkeit, gibt also eine Orthese mit einer definierten maximalen Beweglichkeit in die Beugung, um so zu verhindern, dass übermäßiger Stress auf das verletzte Band ausgeübt wird. Je nach Ausmaß der Verletzung wird dann die Schiene langsam freigegeben, in der Regel ist nach 6 Wochen wieder eine volle Belastungsfähigkeit erreicht.
Bei reinen Einblutungen (Hämatomen) ist die Nachbehandlungszeit deutlich kürzer. Begleitend zu dieser Therapie wird, ebenfalls wieder abhängig von der Verletzung, eine Physiotherapie rezeptiert mit
– Krankengymnastik zur Wiederherstellung der Beweglichkeit
– Lymphdrainage zur Abschwellung bei größeren Hämatomen
– Elektrotherapie, Ultraschall bei Einblutungen in Bänder und Sehnen, um die Heilung zu unterstützen.
Entzündungshemmende Salben und Antirheumatika (z. B. Diclofenac) unterstützen die Heilung, auch naturheilkundliche Heilmittel zur Infiltration oder äußeren Anwendung kommen bei derartigen Verletzungen zum Einsatz.
Meniskus
Innen- und Außenmeniskus sind für die Verbesserung der Kraftübertragung verantwortlich und optimieren die Kongruenz des Gelenkes. Zusätzlich besitzen sie eine Stoßdämpferfunktion zwischen Ober- und Unterschenkelknochen durch Vergrößerung der Kontaktoberfläche. Durch Meniskusrisse wird nun diese Funktion gestört. Die Patienten klagen über stechende oder dumpfe Schmerzen an der Knie-Innen/Außenseite, ausgelöst durch Drehbewegungen. Zeitweise kann es zu Blockierungen und Flüssigkeitsansammlungen kommen (Gelenkserguss). Der defekte Meniskus wirkt als mechanisches Hindernis, was ohne operativen Eingriff Schäden am Knorpel zur Folge hat und einen Vorschaden der Arthrose bildet.

Verletzungsmechanismus
In der Regel entsteht die frische Meniskusverletzung durch Drehbewegungen und gleichzeitiger Streckung oder Beugung des Kniegelenks bei fixiertem Unterschenkel, also z. B. beim Aufstehen aus der tiefen Hocke mit gleichzeitiger Rotation des Oberkörpers. (Volleyball, Handball, Fußball, Skifahren, Snowboarden)

Diagnostik
Bei einer frischen Meniskusverletzung nach einem Rotationstrauma des Kniegelenkes kommt es im Regelfall zu einem schmerzhaft geschwollenen Kniegelenk mit Druckschmerz über dem inneren oder äußeren Gelenkspalt, je nach Lage des Meniskusschadens.
Bei der klinischen Untersuchung lassen sich schmerzhafte Druckpunkte sowie eingeschränkte Beweglichkeit und deutlich schmerzhafte Bewegungsmuster erkennen. Während ein Röntgenbild nur indirekte Hinweise (Fraktur oder Knorpel-Knochen-Absprengung) auf eine veraltete Meniskusverletzung liefert, erlaubt die Kernspintomographie die subtilste und genaueste Diagnostik der frischen Meniskusverletzung oder des veralteten Meniskusschadens. Mit hoher Präzision (annähernd 100%) stellt sie die Meniskusstrukturen dar und zeigt Risse und degenerative Veränderungen sowie Zystenbildung des Meniskus. Eine sofortige arthroskopische Operation ist nur dann angebracht, wenn eine sehr schmerzhafte Blockierung mit massiver Bewegungseinschränkung vorliegt.

Therapie
In den meisten Fällen ist als Therapie eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) erforderlich. Bei diesem Eingriff kann man mittels einer kleinen Kamera den Gelenkinnenraum betrachten. Das Kniegelenk wird dabei mit Flüssigkeit aufgefüllt. Mit Hilfe von kleinen Stanzen oder Scheren sowie motorbetriebenen Messern können defekte Meniskusanteile entfernt werden, dabei wird so wenig wie möglich entfernt, um die Funktion des Meniskus als Puffer wenigstens teilweise zu erhalten. Bei jüngeren Patienten (< 40 Jahre), die eine frische Verletzung erlitten haben (mit randständigen Anriss des Innen- oder Außenmeniskus), versuchen wir, den Meniskus durch eine arthroskopische Naht zu refixieren.
Dabei wird unter arthroskopischer Kontrolle ein spezielles Nahtinstrumentarium eingeführt und der Meniskus wird entweder mit Ankern oder mit Nähten wieder an seinem Ursprung refixiert.

Meniskustransplantation
In besonderen Fällen, wenn bei jüngeren Patienten (< 30 Jahre) der gesamte Meniskus, insbesondere der gesamte Außenmeniskus entnommen wurde, kommt eine Meniskustransplantation in Frage. Der Außenmeniskus stellt eine äußerst wichtige Struktur für die Kniegelenksfunktion dar und führt, wenn er frühzeitig komplett entfernt wird, zu einer schnell fortschreitenden Arthrose des Gelenkes. Es gibt nun eine neue Methode, mit Hilfe derer man einen biologisch integrierbaren Außenmeniskus­ersatz in das Kniegelenk einnähen kann, der im Rahmen von etwa einem halben Jahr mit Zellen besiedelt wird, damit einheilt und die Funktion des alten Meniskus zum Großteil wieder übernehmen kann. Dies ist ein aufwändiger Eingriff, der nur unter besonderen Bedingungen in Absprache mit dem Patienten wegen der langen Nachbehandlung durchgeführt werden kann.

Nachbehandlung
Bei reinen Meniskusresektionen ist in der Regel für 1 Nacht eine Ruhigstellung in einer Schiene notwendig, es darf sofort mit Krücken teilbelastet (ca. 20 kg) werden. Der Patient sollte danach eine Krankengymnastik durchführen, sich sofort selbstständig bewegen und eine Woche mit Krücken gehen.
Danach kann der Patient wieder mit vorsichtigem Radfahren, z. B. am Standfahrrad beginnen.

Nachbehandlung bei Meniskusnaht
Bei Meniskusnaht erfolgt eine deutlich defensivere Nachbehandlung. Der Patient muss je nach Stabilität der Naht ca. 3 Wochen mit Krücken gehen und erhält eine Schiene, die für eine Woche auf 10° fixiert ist, danach eine Bewegungsschiene, die eine Beweglichkeit von 10° – 60° Beugung erlaubt. Nach ca. 3 Wochen kann die Beweglichkeit auf 90° frei gegeben werden, der Patient darf voll belasten.
Ein stabiles Anwachsen des Meniskus ist nach ca. 6 Wochen zu erwarten, eine sportliche Belastungs­fähigkeit für Risikosportarten, wie Fußball, Handball, Skilauf ist aber erst nach 3 Monaten erreicht.

Eigene Statistik
Das ZOS führt im Laufe der letzten 5 Jahre durchschnittlich 450 Meniskusoperationen/Jahr durch, davon konnten in der Regel etwa 10%, also zwischen 40 und 50 Menisci wieder angenäht werden.
Die Naht ist bei ca. 90% der Patienten erfolgreich, bei ca. 10% muss wegen anhaltender Beschwerden nach ca. 3 Monaten der Meniskus entfernt werden, falls er nicht ausreichend stabil angewachsen ist.
Frischer Knorpelschaden
Die frische Knorpelverletzung
Bei einem frisch verletzten Kniegelenk mit blutigen Erguss, bei dem sich im Kernspin eine frische Knorpelverletzung mit Abschilferung des Knorpels zeigt, ist unbedingt eine arthroskopische Operation notwendig, um die Belastungsfähigkeit des Kniegelenkes zu erhalten.

Verletzungsmechanismus
In der Regel kommt es zu einer reinen Knorpelverletzung entweder durch eine Kniescheiben(Patella)-Luxation oder durch ein Trauma, hervorgerufen durch Stauchung bei gleichzeitiger Rotation (Sport, Bergabgehen), wobei ein Stück Knorpel aus dem Verbund herausgerissen wird.

Diagnostik
Bei der Verdachtsdiagnose einer frischen Knorpelverletzung mit Abscherung eines Knorpelteiles ist immer eine Kernspintomographie notwendig, um die genaue Lokalisation und das Ausmaß der Verletzung sicher beurteilen zu können.

Therapie
Die arthroskopische Therapie der Knorpelverletzung hängt ab von der Größe des Defektes und dem Restzustand des Knorpels. In einer reinen Abscherung bei ansonsten einwandfreiem Knorpel reichen bei einem kleinen Defekt eine Entfernung des Fragmentes sowie eine Glättung des Defektes oder eine Anbohrung (Microfracture).
Die Form der Anbohrung ist bei einem Knorpelschaden bis etwa 1 cmÇ Größe möglich. Bei jüngeren Patienten (< 40) wächst in der Regel durch dieses Verfahren ein guter Ersatzknorpel in den Defekt ein und es entstehen kleine Stufen oder Unebenheiten.
Bei größeren Defekten – über 2 cmÇ – ist eine Microfracture in der Regel nicht mehr erfolgreich.
Hier sollten eine Knorpel-Knochen-Transplantation oder eine Knorpel-Zell-Transplantation durchgeführt werden, um die Funktion des Kniegelenkes zu erhalten.
Für kleinere Knorpeldefekte von 1 - 3 cmÇ kommt die Knorpel-Knochen-Transplantation in Frage, für Defekte größer als 3 cmÇ ist die Knorpel-Zell-Transplantation die einzige Möglichkeit, die Kontinuität des Knorpels wieder herzustellen.


Knorpel-Knochen-Transplantation
(Autologe Osteochondrale Knorpeltransplantation)

Dabei werden ein oder mehrere Knorpel-Knochen-Zylinder aus einem gesunden, aber kaum belasteten Gelenkareal mit einem Spezial-Instrumentarium ausgestanzt und in das defekte Areal wieder eingepflanzt, so dass dort wieder ein gut belastbarer Knorpel entsteht.
Der knöcherne Anteil garantiert eine stabile Einheilung, der Knorpel selbst verbindet sich allerdings nicht mehr mit seiner Umgebung, stellt aber Elastizität wieder her.


Autologe Knorpel-Zell-Transplantation (aus körpereigenem Gewebe gezüchtet)
Aufwändiges und sehr teueres Verfahren, nur für jüngere Patienten möglich, das zwei Operationen erfordert. In einer ersten Operation wird nach kernspintomografischer Diagnostik des Schadens eine Sanierung des Defektes und eventueller Begleitschäden durchgeführt. Dabei werden einige Knorpelstücke aus dem betroffenen Gelenk entnommen. Diese werden in ein Speziallabor geschickt und in einem molekular-biologischen Verfahren gezüchtet und vermehrt. Im Rahmen einer zweiten Operation kann nun der gezüchtete Knorpel, der auf eine Matrix aufgebracht ist, wieder in den Knorpeldefekt eingesetzt werden. Nach diesem operativen Eingriff wird das Kniegelenk für einen Tag ruhig gestellt, danach ist für ca. 4 – 6 Stunden/Tag mittels spezieller Motorschiene eine kontinuierliche passive Bewegung des Kniegelenkes notwendig.
Der Patient muss das betroffene Gelenk 6 Wochen entlasten und mit Krücken gehen. Erst nach 6 Wochen ist ein Übergang zur Vollbelastung erlaubt. Sportarten wie Radfahren und Schwimmen können nach 6 Wochen begonnen werden, stärker belastende Sportarten wie z. B. Fußball oder Skilauf dürfen erst nach einem halben Jahr wieder aufgenommen werden.
Das Verfahren der Knorpel-Transplantation ist nicht nur technisch kompliziert und mit zwei Operationen verbunden, sondern auch sehr teuer, da die Knorpelzüchtung in einem Reinraumlabor kostenaufwändig ist. Aus diesem Grund wird die Knorpel-Zell-Transplantation von den Krankenkassen sehr restriktiv gehandhabt und bedarf einer Sondergenehmigung bei genauer Begründung der Notwendigkeit.
Die Kosten für die Züchtung des autologen Knorpels liegen zwischen 4.000 und 8.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für zwei operative Eingriffe und deren Nachbehandlung.
Vorderes Kreuzband

Die Kreuzbandverletzung stellt die häufigste schwere Kniegelenksverletzung dar. Sie treten im Fußball, Skilauf und Handball auf, auch Basketball und Volleyball sind typische Sportarten. In unserer Region sind insbesondere Fußball und Skilaufen die Hauptursachen für Kreuzbandverletzungen.
Die Auswertung einer großen amerikanischen Studie mit mehr als 500.000 Skiverletzungen zeigt, dass bei 26% aller Verletzungen die Bänder des Kniegelenkes betroffen sind.
Während Anfang der 70er Jahre die Kreuzbandverletzungen mit 3,5% aller Skiverletzungen einen bescheidenen Rang einnahm, stieg dieser Verletzungstyp Mitte der 90er Jahre auf 20% aller Verletzungen an.

Funktion des vorderen Kreuzbandes (Vkb)
Das vordere Kreuzband ist einer der wichtigsten Stabilisatoren des Kniegelenkes und gilt, zusammen mit dem hinteren Kreuzband, als zentraler Pfeiler. Die beiden Bänder verlaufen kreuzförmig von der Schienbeinkopfmitte zu einer Grube im Oberschenkelknochen.
Sie stabilisieren das Kniegelenk in Laufrichtung, verhindern also, dass sich der Oberschenkel über den Unterschenkel nach vorne oder nach hinten verschiebt. Das vordere Kreuzband spannt sich an, wenn der Unterschenkel nach vorne und das hintere Kreuzband nach hinten ausweichen will. Zudem sind die Kreuzbänder und auch die anderen Bänder des Kniegelenkes mit wichtigen Nervenrezeptoren ausgestattet, die unserem Rückenmark die Stellung des Kniegelenks im Raum mitteilen und die Spannung der verschiedenen Muskelgruppen damit regulieren.

Eine Ruptur (Riss) des vorderen Kreuzbandes – das hintere Kreuzband reißt wesentlich seltener (ca. 98% : 2%) – bedeutet also eine Ruptur eines der zentralen Stabilisatoren des Kniegelenkes.
In der Regel treten gleich nach dem Unfall Instabilität, Schmerzen beim Bewegen und ein Erguss im Kniegelenk auf.
Bei wieder hergestellter Muskelfunktion macht sich eine VKB-Ruptur beim normalen Gehen nicht unbedingt bemerkbar, erst bei Ermüdungserscheinungen, Unkonzentriertheit oder bei Sportarten mit schnellen Drehbewegungen kommt es zu einem so genannten Pivoting, d. h. der Oberschenkelknochen rollt über das äußere hintere Schienbeinplateau hinweg und kann dabei insbesondere den Außen­meniskus, Innenmeniskus und auch den Gelenkknorpel schädigen.
Ein derartiges „Pivotieren“, also Wegrutschen kann, wenn es mit einer gewissen Geschwindigkeit oder Wucht auftritt, einen großen Schaden im Kniegelenk anrichten (z. B. Knorpelabscherung).
Aus diesem Grund sollte bei einem sportlich aktiven oder einem beruflich stark belasteten Menschen das vordere Kreuzband auf jeden Fall operiert werden. Mit Muskeltraining allein können in der Regel keine ausreichende Sicherheit und Stabilität erreicht werden.


Verletzungsmechanismen
• Überstreckungstrauma mit Durchstrecken des Kniegelenkes, z. B. bei plötzlich bremsendem Ski und Abschlagen des vorderen Kreuzbandes in der Intercondylengrube
• Riss des Kreuzbandes bei plötzlicher starker Beugung des Kniegelenkes, z. B. beim Aufkommen nach einem Sprung und durch Zurückfallen in eine tiefe Hocke aufgrund des Kontrollverlustes
• Ein dritter, häufiger Mechanismus ist ein Wegdrehen des Innen- oder Außenskis bei gebeugtem Kniegelenk in X-Bein-Stellung ohne Öffnung der Bindung. Hierbei kommt es in der Regel erst zu einer Innenbandruptur und in der Folge zu einer vorderen Kreuzbandruptur


Diagnostik
Nach einer frischen Kniegelenksverletzung, die in der Regel mit Bewegungseinschränkung, Schmerzen und Schwellung einhergeht, sollte unbedingt ein in diesem Spezialgebiet erfahrener Orthopäde aufgesucht werden, um Dauerschäden zu vermeiden. Dieser wird sich zunächst nach dem Unfallhergang erkundigen, da dadurch bereits deutliche Hinweise auf die Verletzungsart gefunden werden können.
Anschließend erfolgt eine klinische Untersuchung mit den so genannten Stabilitätstests des Kniegelenkes. Diese geben dem Arzt auch beim frisch verletzten, schmerzhaft verspannten Kniegelenk bereits deutliche Hinweise auf einen größeren Schaden oder Kreuzbandriss. Ein Röntgenbild kann hilfreich sein zum Ausschluss einer evtl. Fraktur. Exakte diagnostische Hinweise über den Gesamtschaden im Kniegelenk erhält man jedoch durch eine Kernspintomographie. Diese zeigt die Bänder, Knorpel und Meniskusstrukturen des Kniegelenkes und lässt mit hoher Sicherheit Verletzungen der einzelnen Strukturen erkennen.
Mit Hilfe des kernspintomografischen Befundes kann dann das weitere therapeutische Vorgehen mit dem Patienten besprochen werden.

Therapie
Aus dem vorher Gesagten ergibt sich klar, dass man in der Regel ein vorderes Kreuzband wieder rekonstruieren muss. Eine Naht hat sich (sehr hohe Rezidivrate) im klinischen Alltag nicht bewährt. Aus diesem Grund benötigt man Ersatzmaterialien, z. B. das mittlere Drittel der Patellar-Sehne (Kniescheibensehne) oder die Semitendinosus-Sehne (eine Sehne aus der inneren Rückseite des Oberschenkels).
Welche der beiden zur Verfügung stehenden Techniken zur Anwendung kommt, hängt von einigen Faktoren (Alter, Gewicht usw.) ab. Dies muss ausführlich mit dem Patienten besprochen und abgewogen werden. In der Regel erfolgt die Fixierung des Kreuzbandtransplantates mit langfristig sich selbst auflösenden Schrauben und Stiften.
Die Erfolgsquote einer derartigen Operation ist trotz möglicher Komplikationen sehr gut, mehr als 90% aller Freizeitsportler kommen zu ihrem gewohnten Sportniveau in der Regel zurück.
Das Ergebnis ist vor allem dann hervorragend, wenn möglichst wenige Zusatzverletzungen, wie Meniskusschäden oder Knorpelschäden, vorliegen. Trotzdem ist es in der Regel nicht angebracht, das Kreuzband sofort unmittelbar innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen nach dem Unfall zu operieren, da es in dieser Zeit zu einer Komplikation, einer sog. Arthrofibrose, kommen kann.
Die Arthrofibrose-Rate (überschießende Narbenbildung mit Verklebung des Gelenkes) bei Frühoperationen ist ca. 20 bis 25%.
Es empfiehlt sich daher, das vordere Kreuzband erst dann zu operieren, wenn ein reizfreies, wieder gut bewegliches Kniegelenk vorliegt, das muskulär auch wieder stabilisiert werden kann. Dies ist in er Regel mit einer großen individuellen Streubreite zwischen 3 und 12 Wochen nach dem Unfall der Fall.

Dauer der Arbeitsunfähigkeit
Schreibtischtäter, die nicht einen zu aufwändigen Arbeitsweg vor sich haben, können nach ca. drei Wochen wieder ihre Tätigkeit aufnehmen. Bei körperlicher Arbeit werden in der Regel 6 bis 8 Wochen Arbeitsunfähigkeit, bei schwerer körperlicher Arbeit 8 bis 12 Wochen benötigt.

Rückkehr zum Sport
Radfahren, Schwimmen im Kraulstil und normales Gehen, z. B. Nordic Walking, können nach 6 bis 8 Wochen wieder aufgenommen werden. Alle Ballsportarten und Sportarten mit schnellen Richtungswechseln sollten nicht vor dem 6. Monat wieder begonnen werden, auch Skifahren sollte erst nach 6 Monaten wieder intensiv betrieben werden.

Informationen zum Patientengut des ZOS
Im Rahmen der letzten 15 Jahre wurden durch die Ärzte des ZOS (schwerpunktmäßig Dr. med. Haller) mehr als 1.500 Kreuzbandplastiken durchgeführt.
Eine Statistik aus dem Jahr 2006: Es wurden 109 vordere Kreuzbandplastiken operiert. Dabei wurde bei ca. 85% eine Semitendinosus-Sehne verwendet, bei 15% die Patellar-Sehne. Es traten hierbei weder Infektionen auf noch eine klinisch symptomatische Thrombose. Bei zwei Patienten musste eine Re-Arthroskopie 10 bis 15 Wochen nach der Operation wegen persistierender Streckhemmung durchgeführt werden. Dabei wurde eine Vernarbung auf dem Kreuzband entfernt, danach war eine freie Streckung wieder möglich.

Hinteres Kreuzband
Das hintere Kreuzband ist das kräftigste Band des Kniegelenks und damit der zentrale Stabilisator.
Es läuft gegengleich zum vorderen Kreuzband vom ventralen medialen Femurcondylus zur dorsalen Tibia. Seine Hauptfunktion ist es, ein Zurückgleiten des Unterschenkels zu verhindern und damit die Stabilität des Kniegelenkes dorsal (nach hinten) zu gewährleisten.
Hintere Kreuzbandrupturen sind wesentlich seltener als vordere Kreuzbandrupturen: Auf nur etwa 2 hintere Kreuzbandrupturen kommen 100 vordere Kreuzbandrupturen.
Ursache einer hinteren Kreuzbandruptur ist in der Regel ein Anpralltrauma mit dem Unterschenkel, wobei entweder der Unterschenkel bei gebeugtem Kniegelenk zurückgeschoben wird, so dass das hintere Kreuzband zerreißt, oder ein Sturz auf das maximal gebeugte Kniegelenk.

Diagnostik
In der klinischen Untersuchung zeigt sich in der Regel eine schmerzhafte dorsale Kapselstruktur, evtl. ein Hämatom in der Kniekehle. Die Beugung ist im Allgemeinen schmerzhaft eingeschränkt, in 90° zeigt sich eine hintere Schublade.
Eine Röntgenaufnahme gibt meist wenig Auskunft, lediglich eine gehaltene Aufnahme, wobei man das Kniegelenk in 90° in eine hintere Schublade schiebt und dabei eine exakte seitliche Aufnahme anfertigt, besitzt etwas größere Aussagekraft. Die verlässlichste Information erhält man durch die Kernspintomografie. Das hintere Kreuzband wird in seiner vollen Ausdehnung sichtbar. Rupturen, ob ansatznahe oder intraligamentäre, können einwandfrei dargestellt werden.

Therapie
Das hintere Kreuzband ist ca. doppelt so dick wie das vordere Kreuzband und hat eine bessere Blutversorgung. Ein konservativer Therapieversuch ist definitiv gerechtfertigt, da die Spontanheilungstendenz deutlich besser ist als beim vorderen Kreuzband. Wenn keine größere Begleitverletzung vorliegt, wird der Patient mit einer nach dorsal stabilisierenden Spezialschiene versorgt und führt Krankengymnastik durch. Die endgültige Beurteilung, inwieweit das hintere Kreuzband ausreichend stabil verheilt ist, kann durch eine gehaltene Aufnahme, ca. 8 bis 10 Wochen nach dem Unfall, erfolgen. Ist die dorsale Schublade 10 mm oder größer, ist eine operative Stabilisierung zur Wiederherstellung des Bandapparates gerechtfertigt.
Ein zu diesem Zeitpunkt zusätzlich durchgeführtes Kernspin zeigt den Verlauf und das Ausmaß der Ruptur sowie evtl. vorhandene Bandreste.
Die operative Stabilisierung erfolgt mit Hilfe der Semitendinosus- und Gracilis-Sehne, die aus dem medialen Knie entnommen werden. Beide Sehnen werden in vorgefertigte Bohrkanäle an Ansatz und Ursprung des Kreuzbandes eingezogen und mittels resorbierbaren Schrauben fixiert.
Danach erfolgt eine aufwändige Nachbehandlung mit einer Spezialschiene, die für 6 Wochen eine hintere Schublade verhindert, um das Kreuzband-Transplantat nicht zu gefährden.
Eine Wiederherstellung der Sportfähigkeit für High-impact-Sportarten ist frühestens nach einem halben Jahr zu erwarten.
Kniescheiben-Luxation

Bei der typischen Kniescheibenluxation springt die Kniescheibe aus der vorgesehenen Gleitbahn nach außen heraus. Dabei kommt es häufig zu Begleitverletzungen von Bändern, Knorpel und Knochen.

Ursache
In den meisten Fällen handelt es sich um eine ungünstige Kombination luxationsfördernder Komponenten. Aus anatomischer Sicht sind ein X-Bein, eine fehlerhaft angelegte Kniescheibe (Patella-Dysplasie, sog. Jägerhutpatella) und ein zu weit außen liegender Ansatz der Patellasehne (Kniescheibensehne) Risikofaktoren. Von Seiten des Bandapparates gilt ein lockerer Bandapparat (Bandlaxizität = Hypermobilität der Patella) und eine hoch stehende Patella (Patella alta) als ungünstig.

Einteilung
Die Kniescheibenstabilität wird in drei Instabilitätsgrade der Kniescheibe eingeteilt:
• Patella-Lateralisation (dabei gleitet die Kniescheibe zu weit außen (lateral) im Kniescheibengleitlager)
• Subluxation der Kniescheibe (dabei renkt die Kniescheibe fast aus)
• Luxation der Patella (vollständiges Ausrenken der Kniescheibe)
Die erste Kniescheibenluxation mit einem Unfallereignis wird medizinisch als traumatische Kniescheibenluxation bezeichnet, erneute Luxationsereignisse als chronisch-rezidivierende (posttraumatische) Patellaluxation.
Eine Kniescheibenverrenkung, die ohne ein echtes Unfallereignis erfolgt, wird als habituelle Patellaluxation bezeichnet. Dabei springt die Kniescheibe ohne Unfallereignis aus ihrem Gleitlager heraus und wieder herein. Insbesondere in den ersten 45° der Beugung zeigt sich diese Instabilität.

Symptome
Eine Patellaluxation ist allein durch Betrachtung zu diagnostizieren. Die Kniescheibe springt in fast allen Fällen nach außen über die vorgesehene Gleitbahn hinaus. Dort ist sie sichtbar, das Kniescheibengleitlager ist leer. In den meisten Fällen kommt es zu einer sogenannten Selbstreposition. Das bedeutet, dass die Kniescheibe bei geringen Bewegungen wieder in ihre Gleitbahn zurückspringt. In diesen Fällen ist eine genaue Erhebung der Krankengeschichte notwendig.
Wenn die Kniescheibe luxiert, zerreißt der innere Band- und Halteapparat der Kniescheibe (mediales Retinakulum). Bei dem Weg der Kniescheibe aus der Gleitbahn heraus kann es zu Begleitverletzungen an Knorpel und Knochen der Kniescheibe und des Oberschenkels kommen (Flake fracture = Knorpelabsprengung).
Folge der traumatischen Kniescheibenverrenkung ist ein Kniegelenkserguss (intraartikulärer Erguss) und deutlicher Druckschmerz an der inneren Kniescheibenfacette (Ruptur des medialen Bandapparates).
Für eine Patellaluxation spricht das plötzliche Wegsacken des Kniegelenkes beim Verrenkungsvorgang (Giving way).
 
Diagnostik
Sofern die Kniescheibe noch luxiert ist, kann durch alleinige Betrachtung die Diagnose gestellt werden.
Daneben sind der Kniegelenkserguss und das Giving way für die Diagnose wegweisend.
Als klinische Untersuchungsmethode wird der sogenannte Apprehension-Test durchgeführt. Dabei wird versucht, die Kniescheibe in entspanntem Zustand über das äußere Gleitlager zu schieben. Der Test ist als positiv zu werten, wenn eine unwillkürliche Abwehrbewegung durchgeführt wird oder die Kniescheibe sich luxieren lässt.
Die apparative Form der Diagnostik ist die Erstellung eines Röntgenbilds vom Kniegelenk. Zusätzlich wird eine Spezialaufnahme der Kniescheibe in drei Positionen angefertigt (Patelladéfilé bei 30°-, 60°- und 90°-Beugung des Kniegelenkes). Anhand dieser Aufnahme können eine Patella-Dysplasie (Fehlanlage der Patella), eine Arthrose hinter der Kniescheibe (Retropatella-Arthrose) und knöcherne Absprengungen (Knochen-Knorpelflake) erkannt werden.
Besteht der dringende Verdacht auf eine Knorpelabscherung an der Kniescheibenrückfläche oder der äußeren Oberschenkelrolle (Femurkondyle), sollte eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden, um das Ausmaß des Schadens genau bestimmen zu können.

Therapie
Ziel jeder Therapie ist es, die Kniescheibe dauerhaft zum Gleitlager zu zentrieren, da mit jedem Luxationsereignis wertvolle Knorpelmasse verloren geht. Da Knorpelgewebe zu keiner Regeneration fähig ist, muss mit der von Geburt mitgegebenen Knorpelmenge sorgsam umgegangen werden. Je häufiger es zu einer Kniescheibenluxation kommt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer frühzeitigen Kniescheibenarthrose (Retropatella-Arthrose).
Eine akute Patellaluxation muss sofort raponiert werden. Optional folgt eine Nachbehandlung in einer Spezialorthese (Schiene).
Besteht ein Verdacht auf eine Knorpelabscherung (Flake) oder wird dieser durch eine MRT-Untersuchung gesichert, sollte eine Arthroskopie (Kniespiegelung) durchgeführt werden, um das Ausmaß des Knorpelschadens zu begutachten.
Wird ein Flake gefunden, sollte dieser – sofern möglich – refixiert werden. Hierfür muss das Kniegelenk eröffnet werden und das abgescherte Fragment an seiner Stelle wieder fixiert werden, damit keine Knorpelgleitfläche verloren geht.
Bei mehrfachen Kniescheibenverrenkungen sollte eine operative Korrektur des Kniescheibenverlaufs durchgeführt werden. Hierbei kommen verschiedene Korrekturoperationen in Frage. Die am häufigsten durchgeführten sollen hier genannt werden.
Grundsätzlich differenziert man Weichteileingriffe (Straffung / Naht von Bändern) von knöchernen Korrekturmaßnahmen. Knöcherne Korrekturmaßnahmen sollten erst nach Abschluss des Wachstums durchgeführt werden.

Insall-Operation
Bei dieser Operationsmethode wird die innere Kapsel gerafft, bei einer traumatischen Erstluxation wird hierbei der innere Kapselapparat (mediales Retinakulum) gleichzeitig genäht. Durch diese Maßnahme soll der Verlauf der Kniescheibe mehr auf die Innenseite des Kniegelenkes verlagert werden, um eine erneute äußere Ausrenkung zu verhindern. Diese OP-Methode kann mit einem lateralem Release kombiniert werden. Hierbei werden gezielt Bandstrukturen auf der Außenseite der Kniescheibe durchtrennt, um die Lateralisationstendenz der Kniescheibe zu verringern.

Tuberositas-Versetzung
Als knöcherne Korrekturmaßnahme kommt die Versetzung des Ansatzes der Kniescheibensehne in Frage.

Operation nach Elmsley-Trillat
Der Ansatz der Kniescheibensehne (Patellasehne) am Schienbein (Tuberositas tibiae) wird nach innen (medial) versetzt. Durch die Versetzung läuft die Kniescheibe weiter innen in ihrer Gleitbahn, wodurch das Ausrenken deutlich erschwert wird. Dieser Eingriff kann mit Weichteileingriffen (z. B. Insall-Operation) kombiniert werden.

Rekonstruktion des medialen Kapselbandapparates (Retinakulum) durch Semitendinosussehne
Als weiterer moderner Eingriff zur Herstellung der inneren Stabilisierung der Kniescheibe dient die Rekonstruktion des medialen Retinakulums (Bandapparates) durch eine andere Sehne aus dem menschlichen Körper (diese wird auch gelegentlich zum Ersatz des vorderen Kreuzbandes benützt). Hierbei wird die Semitendinosus-Sehne aus der dorsalen Kniekehle entnommen. Mit Hilfe dieser Sehne wird das innere Seitenband, das die Kniescheibe stabilisiert, wieder hergestellt. Dies kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn das knöcherne Gleitlager nur sehr schlecht ausgebildet ist und dasselbe keine Stabilisierung der Kniescheibe ermöglicht, oder aber, wenn das knöcherne Gleitlager normal ist, gleichzeitig aber die Kniescheibe bei fehlendem inneren Bandapparat regelmäßig luxiert.

Nachbehandlung
Die Nachbehandlung muss der entsprechenden Operationsmethode angepasst werden. Wichtig ist, dass die Muskulatur des Oberschenkels optimal physiotherapeutisch nachbehandelt wird. Hierbei muss ein besonderes Augenmerk auf das Training der inneren vorderen Oberschenkelmuskulatur (Musculus vastus medialis) gelegt werden. Dadurch kann der Kniescheibenverlauf ebenfalls günstig beeinflusst werden. Zusätzlich ist ein Dehnen der hinteren Oberschenkelmuskulatur (ischiocrurale Muskulatur) sinnvoll.

Prognose
Jede Kniescheibenluxation ist eine schwerwiegende Verletzung des Kniegelenkes, die häufig mit Dauerschäden einhergeht. Deshalb ist eine optimale Nachbehandlung der häufig noch jungen Patienten besonders wichtig. Auch bei idealer Nachbehandlung einer Patella-Luxation muss mittel- und langfristig mit einem Schaden der Knorpelgleitfläche von Kniescheibe und Oberschenkel gerechnet werden. Größtes Ziel muss es sein, diesen Schaden so gering wie möglich zu halten, um eine dauerhaft schmerzfreie Funktion des Kniegelenkes zu gewährleisten.

Kniegelenksarthrose

Das Kniegelenk ist als kompliziertes Gelenk, das die beiden längsten Knochen des menschlichen Körpers (Oberschenkel und Unterschenkel) miteinander verbindet, extrem stark belastet. Daher ist die Arthrose des Kniegelenkes eine sehr häufige Erkrankung des Menschen und bei über 60-Jährigen in fast 75% der Bevölkerung nachzuweisen.
Die Arthrose selbst ist ein degenerativer Prozess, der im Laufe des Lebens fortschreitet und zu einer Abnutzung des Gelenkknorpels führt. Dies kann beschleunigt werden durch Sportverletzungen, durch chronische Überlastung, z. B. arbeitsbedingte Fehlhaltungen (knieende Tätigkeit des Fliesenlegers) oder durch ungünstige anatomische Varianten, die in der Regel angeboren sind. Hierzu zählt vor allen Dingen das ausgeprägte X- oder O-Bein.

Diagnostik
Die Arthrose des Kniegelenkes ist eine häufige degenerative Erkrankung am menschlichen Körper. In der Regel sind Anlaufschmerzen, also Schmerzen beim Gehen nach einer längeren Ruhephase und Schmerzen bei (längerer) Belastung kennzeichnend. Typischerweise gehen die Beschwerden im Kniegelenk bei mäßiger Belastung, wenn das Kniegelenk erwärmt und gut durchblutet ist, zurück. Daneben bestehen eine gelegentliche Schwellneigung bei stärkerer Belastung sowie eine Bewegungseinschränkung sowohl in der Beugung als auch in der Streckung. Auch eine zunehmende Fehlstellung in X- oder O-Bein-Abweichung kann im Verlauf der Erkrankung auftreten.
Die klinische Diagnose wird unterstützt durch ein Röntgenbild, das in der Regel in 3 Ebenen im Stehen gemacht wird. Dass diese Aufnahme im Stehen erfolgt, ist besonders wichtig, da dabei das Gelenk zusammengepresst wird und der genaue Grad der Arthrose bzw. das genaue Ausmaß des fehlenden Gelenkknorpels unter Einwirkung des Körpergewichtes dargestellt werden kann.
Als weitere Methode der Diagnostik kommt eine Kernspintomografie in Frage, die eine genaue Einschätzung des Knorpelschadens erlaubt. Die moderne Kernspintomografie zeigt, wo der Knorpelschaden liegt, wie groß die Defektstrecken sind und ob der Knochen unter dem Knorpel ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden ist.
Chronische Überlastungen können auch Knochenödeme in Gelenknähe, also Flüssigkeitsansammlungen im Knochen verursachen. Auch solche Ödeme werden im Kernspintomografen sichtbar.
Die klinische Untersuchung, zusammen mit dem Röntgenbild und eventuell einem Kernspin, ermöglichen eine genaue Planung der Therapie und eine Abschätzung, inwieweit man konservativ oder operativ eine Verbesserung für den Patienten erzielen kann.

Konservative Therapie
Abhängig von Ursache und Ausmaß der Kniegelenksarthrose wird das Behandlungsregime festgelegt. Im Vordergrund der Therapie steht die Schmerzlinderung und Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit. Dies soll eine Erweiterung der schmerzfreien Gehstrecke erreichen sowie eine Verzögerung des Fortschreitens der Arthrose. Die nachfolgenden konservativen Maßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten müssen von Fall zu Fall individuell festgelegt werden und sollen operative Maßnahmen, wenn möglich, auf einen späteren Zeitpunkt verzögern.

Beratung durch den behandelnden Arzt
Hierzu gehören eine individuelle Untersuchung und Abschätzung der vorhandenen Arthrose und daraus resultierend eine Beratung über Veränderung der Lebensweise, z. B. Vermeidung ungünstiger Sportarten, Übergewicht oder Belastungen des betroffenen Gelenkes. Darüber hinaus erfolgt eine Aufklärung über den Verlauf der Arthroseerkrankung und über die konservativen und gegebenenfalls operativen Behandlungsmöglichkeiten.

Empfohlene Sportarten bei bereits existierender Gonarthrose
Empfohlen werden alle Sportarten, die der Muskelkräftigung dienen und die nicht zu Spitzenbelastungen führen (Low-Impact-Sportarten), wie z. B. Schwimmen, Radfahren, Skilanglaufen, Tauchen, Golf, Bergwandern mit Stöcken unter Vermeidung steiler Abstiege, Rollerbladen im Sommer, Schlittschuhlaufen im Winter.
Medikamentöse Therapie
Ziel der medikamentösen Therapie ist die Schmerzreduktion und Enzündungshemmung. Man unterscheidet eine systemische (Tabletten, Tropfen) von einer lokalen (Spritzen, Salben) Behandlung.
• Nicht steroidale Antiphlogistika (NSAR), z. B. Diclofenac, Voltaren, Ibuprofen, Kortison, als lokale Injektion in das Gelenk
• Ggf. zusätzlich reine Schmerzmedikamente, wie z. B. Tramal, Tilidin, Novalgin
• Chondroprotektiva, Präparate mit Glucosamin- und Chondroitinsulfat können unterstützend zu anderen Maßnahmen eingesetzt werden (Solche Präparate sollten mindestens 3 Monate eingenommen werden und sind in ihrer Wirkung unsicher und umstritten).
• Hyaluronsäure: Die 3 – 5-malige Injektion von Hyaluronsäure in das Kniegelenk spielt eine große Rolle bei der konservativen Therapie der Kniegelenksarthrose. Die Hyaluronsäure ist die einzige nachgewiesene Substanz, die zu einer deutlichen Schmerzreduktion und zu einer Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit führt und die zusätzlich eine positive Wirkung auf den geschädigten Knorpel mit Verbesserung der Gleit- und Pufferfähigkeit hat. Sie ist allerdings kein von den gesetzlichen Krankenkassen zugelassenes Präparat und muss damit in der Regel selbst bezahlt werden.


Physikalische Therapie
Physiotherapie und Muskelaufbautraining: Dies ist die wichtigste Säule der physikalischen Therapie, denn nur eine gute Muskulatur kann die Belastung des Knorpels reduzieren und schützt damit das Gelenk vor Belastungsspitzen.
Elektrotherapie (z. B. Iontophorese, Reizstrom)
Magnetfeldtherapie
Kälte- / Wärmetherapie
Bewegungsbäder / Aquajogging

Orthopädietechnik
Bandagen
Einlagenversorgung, Schuhzurichtungen
Gehhilfen

Akupunktur
Die Akupunktur ist seit Jahren fester Bestandteil der multimodalen Therapie bei der Behandlung von Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Durch die GERAC-Studie ist die Akupunktur inzwischen in ihrer Wirksamkeit besser belegt als die meisten konventionellen, medikamentösen und auch operativen Therapieverfahren. So wird die Behandlung der Kniegelenksarthrose seit 1. 1. 2007 auch von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Durch die Akupunktur der Kniegelenke bei Gonarthrose kann meist eine erhebliche Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung erreicht werden.


Operative Therapie – Umstellungsoperationen
Liegen relevante Achsenfehlstellungen an den Beinen vor (O- oder X-Bein), so kann durch eine operative Achsenkorrektur ein Überlastungsschaden aufgehalten werden oder dessen Eintritt deutlich verzögert werden. Gerade bei beginnenden oder mittelgradigen Arthroseschäden ist dies eine sehr gute Möglichkeit, den künstlichen Ersatz der Gelenkfläche (Endoprothese) hinauszuschieben.
Indikation: Varus- oder Valgusarthrosen oder Gonarthrose in einem Kompartiment ohne oder mit Fehlstellung.

Operative Therapie – Arthroskopische Operation Bei Gonarthrose
Ein ausgefranster und aufgerauter Knorpel wird arthroskopisch mit motorisierten Spezial-Saugschneide-Instrumenten oder mit Laser geglättet. Alle losen Teile werden aus dem Gelenk herausgesaugt.
Für 2 – 5 Wochen, je nach Ausdehnung des Befundes, muss das Bein nach der arthroskopischen Operation zur Schonung des Knorpels mit zwei Unterarmgehstützen entlastet werden.
Ist der Gelenkknorpel bereits bis auf den Knochen abgerieben, besteht eine Behandlungsmöglichkeit darin, diesen Knochen an seiner Oberfläche mit einem Spezialinstrument anzufrischen (Microfracture-Technik). Dadurch ist es möglich, dass innerhalb von etwa 3 – 6 Monaten aus der Tiefe des aufgefrästen Knochens heraus ein bindegewebiges Ersatzgewebe nachwachsen kann, das die Funktion des verlorengegangenen Gelenkknorpels zum Teil übernimmt.
Damit diese Deckschicht möglichst dick und belastbar wird, ist es notwendig, dass der Patient nach dieser arthroskopischen Operation das Gelenk für ca. 5 – 6 Wochen unter Benutzung zweier Unterarmgehstützen entlastet; d. h., das operierte Bein darf für diese Zeit nur unter Bodenkontakt quasi „mitlaufen“. Diese Art der Fortbewegung ist gut erlernbar und wird durch unser Fachpersonal geschult.

Das künstliche Kniegelenk
Kniegelenksendoprothetik (Kniegelenksersatz)
Bei Arthrose des Kniegelenkes kommt ein endoprothetischer Teilersatz des Knieglenkes in Frage, wenn eine andere gelenkerhaltende Maßnahme nicht mehr ausreicht. Wir führen diese Operation stationär in der Kreisklinik Ebersberg durch. Nach einer präoperativen Planung mit Anfertigung maßstabsgenauer Röntgenaufnahmen wird eine exakte Reproduktion der individuellen anatomischen Gegebenheiten des Patienten intraoperativ angestrebt.
Wir verwenden das P. F. C Sigma-Kniesystem mit rotierender Plattform (Fa. DePuy). Dieses moderne Schlittensystem stellt eine nahezu perfekte Annäherung der Gelenkmechanik an die natürliche Anatomie dar. Der Freiheitsgrad des Schlittengelenkes entspricht den physiologischen Gegebenheiten und hat frühere Prothesesysteme überholt, die nur eine Scharnierfunktion besaßen.
Die Funktion erzielt optimale Werte und die geringe Schmerzempfindung postoperativ lässt schnell wieder eine gute Mobilität erreichen.
Wenn sämtliche konservativen therapeutischen Maßnahmen ausgeschöpft sind und aufgrund der weit fortgeschrittenen Abnutzung des Kniegelenkes eine arthroskopische Therapie nicht mehr in Frage kommt, ist als nächster Schritt nur mehr ein künstliches Kniegelenk möglich.
Für die moderne Knie-Endoprothetik gilt jedoch, dass nur das ersetzt werden soll, was auch zerstört ist. Das Kniegelenk besteht – wie im Anatomiekapitel dargestellt – aus drei Teilgelenken, nämlich dem Gelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen (Patello-Femoral-Gelenk), dem innenseitigen Gelenk zwischen Ober- und Unterschenkel (mediales Tibio-Femoral-Gelenk) und dem außenseitig gelegenem Gelenk zwischen Oberschenkel und Unterschenkel (laterales Tibio-Femoral-Gelenk). Je nachdem, in welcher Lokalisation die Arthrose auftritt und wie weit sie fortgeschritten ist, stehen uns heutzutage verschiedene Verfahren zur Verfügung.

Kompartimentelle Schlittenprothesen (Teilersatz)
Die Indikation für eine Teilschlittenprothese des inneren oder äußeren Gelenkanteiles setzt eine O- oder X-Bein Arthrose mit Befall des inneren oder äußeren Kniegelenkes voraus. Am besten erprobt ist dieser Teilersatz des Kniegelenkes bei der O-Bein-Arthrose. Voraussetzung für die Implantation eines derartigen Hemi-Schlittens ist, dass die anderen beiden Gelenkanteile nur wenig Abnützung aufweisen.
Bei der unikompartimentelle Schlittenendoprothese wird über einen 7 – 10 cm lange Hautincision eine Halbschlittenprothese in das mediale Tibio-Femoral-Gelenk eingesetzt, in der Regel zementiert. Da nur eine kurze Incision notwendig ist, besteht bei dieser Art von OP eine sehr schnelle Rehabilitation mit Vollbelastung nach ca. 2 Wochen und sofortige Übung der Beweglichkeit.
Laterale Schlittenprothesen sind wesentlich seltener, sehr schwer zu implantieren und nur für ein extrem ausgesuchtes Patientengut möglich, dies gilt auch für den retropatellaren Ersatz, prinzipiell kann auch bei isolierter Arthrose im Gelenk hinter der Kniescheibe ein Ersatz durchgeführt werden, aber auch hier ist die Indikation sehr streng zu stellen und setzt ein voll funktionsfähiges Kniegelenk in den beiden anderen Gelenkanteilen voraus.

Die Doppel-Schlittenprothese
Wenn mehr als ein Gelenkanteil massiv abgenützt ist, kommt nur mehr eine Doppel-Schlitten-Endoprothese in Frage. Diese stellt einen Oberflächenersatz des Ober- und Unterschenkelknochens dar, der zementiert oder unzementiert je nach Stabilität des Knochens eingebracht werden kann.
Das vordere Kreuzband muss dabei resiziert werden, die restlichen Bänder und die Stabilisierung des Kniegelenkes bleiben jedoch erhalten, so dass wieder eine gute Beweglichkeit des Kniegelenkes bei erhaltenem Kapselbandapparat und damit erhaltener Steuerung des Kniegelenkes erreicht werden kann. Für jüngere noch sehr sportliche Patienten besteht zudem die Möglichkeit, ein so genanntes Rotating Plateau, also ein Inlay, einzubauen, das eine Rotation erlaubt.
Dies verbessert das Gefühl für das künstliche Kniegelenk und ermöglicht damit eine bessere Beweglichkeit und bessere Wiederherstellung der (natürlich begrenzten) Sportfähigkeit.
Zusammenfassend muss man feststellen, das die Schlittenprothesen mittlerweile ein etabliertes operatives Verfahren in der Chirurgie der Kniegelenksarthrose darstellen und dass man von einer Laufzeit von ca. 15 Jahren ausgehen kann. Es sind aber durchaus Verläufe von über 20 Jahren bekannt. Bei Lockerung der Schlittenendoprothese ist aufgrund der geringen Knochenresektion bei der Erst-OP jederzeit ein Wechsel auf eine andere Schlittenendoprothese oder eine Spezialprothese möglich.