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Kapsel-Bandverletzungen des Sprunggelenkes sind mit ca. 18% der gesamten Sportverletzungen neben denen des Kniegelenkes die häufigsten Sportverletzungen des Menschen. Diese Sprunggelenksverletzungen sind zu ca. 85% Außenbandverletzungen des oberen Sprunggelenkes. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden sie als „Umknickverletzungen“ oder „Übertretverletzungen“ bezeichnet, während sie medizinisch unter dem Überbegriff Gelenkdistorsion zusammengefasst werden.

Anatomie
Das obere Sprunggelenk setzt sich aus den beiden Unterschenkelknochen, dem Schienbein und Wadenbein sowie dem gabelförmig darin eingelagerten Sprungbein zusammen.
Der Kapsel-Bandapparat besteht medial (innen) aus einem kräftigen dreiecksförmigen Band, dem Deltaband, im äußeren Gelenkanteil (lateraler Kapsel-Bandapparat) aus drei Bändern zwischen Wadenbeinspitze und Sprung- bzw. Fersenbein sowie einem vierten Band, welches das Waden- und Schienbein zusammenhält, nämlich der Syndesmose.
Das am häufigsten verletzte Band ist das Ligamentum fibulo talare anterius. Es stellt eine Verdickung der ventralen Kapsel dar und zieht sich vom Hals des Sprungbeines zur Vorderkante der Fibula. Rupturen dieses Bandes führen zu einer Rotationsschublade.
Das mittlere Band (Ligamentum fibulo calcaneare) reicht von der Wadenbeinspitze zum Fersenbein und verhindert die Aufklappbarkeit und das Herausluxieren des Sprungbeines. Verletzungen dieses Bandes haben ein Aufklappen des Sprunggelenkes nach außen (lateral) zur Folge.
Das rückwärtige Band, das Ligamentum fibulo talare posterius, ist extrem selten verletzt.
Die Bandverbindung zwischen Schienbein und Wadenbein, die sogenannte Syndesmose, ist eine sehr kräftige Bandstruktur, die die Sprunggelenksgabel fest verbindet. Ein Riss dieses Bandes ist eine sehr schwerwiegende Verletzung.
Der innere Kapsel-Bandapparat (medialer Kapsel-Bandapparat mit dem Deltaband) ist ebenfalls eine sehr kräftige Kapsel-Bandstruktur, die nur in wenigen Fällen, meist im Rahmen einer Begleitverletzung, von Schädigungen betroffen ist.

Diagnostik
Zur Diagnostik eines Distorsionstraumas des oberen Sprunggelenkes gehört immer eine Röntgenaufnahme, weil knöcherne Begleitverletzungen, z. B. knöcherne Bandausrisse, ausgeschlossen werden müssen, da diese in der Regel eine Operationsindikation darstellen.Die Instabilität kann durch eine klinische Untersuchung (Schubladentest, Aufklappbarkeit) festgestellt werden; bei Unsicherheiten wird eine gehaltene Röntgenaufnahme durchgeführt.
In Spezialfällen mit Verdacht auf Knorpelverletzung und schwere intraartikuläre Begleitverletzungen sowie Verdacht auf Syndesmosenverletzung ist eine Kernspintomografie angebracht.
Eine sonografische Untersuchung kann ebenfalls Aufschluss über die Aufklappbarkeit und eine Begleitverletzung der Syndesmose geben.

Therapie
Die häufigste Verletzung des Kapsel-Bandapparates ist die Ruptur des Ligamentum fibulo talare anterius, also des vorderen Bandes. In der Regel kommt hier nur eine konservative Behandlung mit Ruhigstellung des Gelenks in einer Orthese (Schiene) oder durch spezielle Tapeverbände in Frage. Auch bei zusätzlicher Ruptur des Ligamentum fibulo calcaneare, wenn eine Aufklappbarkeit des Gelenkes auftritt, wird in der Regel eine konservative Behandlung mit spezieller Orthesenversorgung vorgenommen.
Nur in seltenen Fällen, z. B. bei knöchernen Ausrissen oder bei Leistungssportlern, ist ein operatives Vorgehen, primär mit Naht des Bandes, indiziert, und zwar insbesonders dann, wenn die Aufklappbarkeit – wie im Röntgenbild festgestellt – mehr als 15° beträgt.